das blick-phänomen
diesmal hat beyond orange´s "petersilerdäpfel-begegnung" -sie wundert sich warum sie in der öffentlichkeit immer wieder angesprochen wird- einen bei mir schon länger schlummernden topic wachgeküsst:
das blick-phänomen
ich denke wenn jemand immer wieder auf der strasse angesprochen wird, hat das mit der art und weise zu tun, wie er selbst durch die gegend blickt -ein verbaler kontakt kommt erst nach erfolgreich zustandekommenen blickkontakt zustande: wenn jemand in der öffentlichkeit von jemand anderes etwas will, so muss er eine person finden, die seinen blick erwidert. das ist aber nicht immer so einfach, denn die mehrzahl der menschen läuft gedankenversunken und auch mit gesenktem blick durch die gegend -sie scheinen ihre umgebung kaum wahrzunehmen. da stechen dann diejenigen hervor, die genauso blicken und den blick des suchenden erwidern: dieser augenkontakt ist voraussetzung um jeden weiteren herzustellen.
das ist meine erkärung für das angesprochen-werden-phänomen, welches mir auch immer wieder passiert, denn ich beobachte immer -ich sauge meine umgebung in mich auf.
es gibt aber weitere komponenten des blick-phänomens: in sonderfällen von geschlossenen räumen (der u-bahn zb.) gibt es eine -für frauen oft lästige
starr-variante
man fährt so jeden morgen und abend in der u-bahn -was tut man in dieser zeit, die man mit lauter unbekannten menschen in einem geschlossenem raum verbringen muss? also ich beobachte sie; ich starre natürlich keine einzelnen personen an, denn das ist unangenehm für sie -nein ich beobachte die menschen wie sie andere beobachten: und manche starren sehr wohl, andere winden sich unter deren blicken, sie blicken zu boden und versuchen den blicken zu entkommen und die zeit über die runden bringen. wenn dann ihre station endlich erreicht ist, können sie sich mit einem ruck aus der blick-fixierung lösen und sie entschwinden erleichtert.
in einem gespräch mit einer durchaus attraktiven frau, der ich von der starr-variante des blick-phänomens erzählte, wollte ich von ihr wissen, wie sie damit umgehe. ihre antwort erstaunte mich: sie sagte ihr würde das nie passieren, denn sie würde alle menschen im wagon ganz offen und ungeniert und gleich vom moment an des betretens des abteils anglotzen. ja, sie sagte glotzen -das scheint also die härtesten unter den starrern in die knie zu zwingen, sodass diese nunmehr auch ihren blick senken würden und von der schlange zum kaninchen mutieren.
das war doch einigermassen faszinierend für mich, dass man mit noch stärkerem starren die starrer erstarrren lassen kann...
und welches blick-tier seid ihr?
balz im 21.jh am
12. März 2004, 12:33
comment
beyondorange,
12. März 2004, 19:37
Ich liebe es auch,...
Leute zu beobachten. Deshalb bin ich auch der Ohne-jede-Hemmung-allein-Restaurant-besuchen"-Typ. Ist nie langweilig, es gibt immer etwas zu gucken.
Vor ungefähr 200 Jahren, als ich noch jung war und in einer WG lebte, war es die Lieblingsbeschäftigung meines Mitbewohners und mir, abends mit einer Tasse Kaffee (oder wahlweise etwas anderen Genußmitteln ;-)) vom Gangfenster aus auf das Flachdach des Nachbarhauses zu klettern. Dort konnten wir stundenlang sitzen und in die erleuchteten Fenster anderer Menschen gucken. Wir haben uns Geschichten über diese Menschen ausgedacht und sie teilweise ein bißchen "umgetauft". Manchmal war es dann am nächsten Morgen etwas irritierend, diesen Leuten auf der Straße oder im Supermarkt zu begegnen. Übrigens habe ich immer noch die Angewohnheit, neugierig in erleuchtete Fenster zu gucken, wenn ich abends unterwegs bin...
Phänomen U-Bahn: die Leute, für die ich ein interessantes Beobachtungssubjekt darstelle, sind meistens Leute, die Plüschhundehandtaschen tragen oder ähnliches. Meine ich jedenfalls festgestellt zu haben.
Vor ungefähr 200 Jahren, als ich noch jung war und in einer WG lebte, war es die Lieblingsbeschäftigung meines Mitbewohners und mir, abends mit einer Tasse Kaffee (oder wahlweise etwas anderen Genußmitteln ;-)) vom Gangfenster aus auf das Flachdach des Nachbarhauses zu klettern. Dort konnten wir stundenlang sitzen und in die erleuchteten Fenster anderer Menschen gucken. Wir haben uns Geschichten über diese Menschen ausgedacht und sie teilweise ein bißchen "umgetauft". Manchmal war es dann am nächsten Morgen etwas irritierend, diesen Leuten auf der Straße oder im Supermarkt zu begegnen. Übrigens habe ich immer noch die Angewohnheit, neugierig in erleuchtete Fenster zu gucken, wenn ich abends unterwegs bin...
Phänomen U-Bahn: die Leute, für die ich ein interessantes Beobachtungssubjekt darstelle, sind meistens Leute, die Plüschhundehandtaschen tragen oder ähnliches. Meine ich jedenfalls festgestellt zu haben.