madame bellefly
anlassgebung zu diesem beitrag war die blogwelt erschütternde diskussion, ob belle de jour ein mann oder eine frau ist. die meisten kommentare alterieren sich darüber und behaupten doch es wäre ihnen egal...
naja
ich denke das grosse echo beweist, dass hier grundlegende fragen der wunschvorstellung, des begehrens und der sexualität angesprochen wurden. wenn belle sich nicht zu einer art weiblichem role-model der emanzipierten bloggerwelt entwickelt hätte, würde ich dass nicht sagen -so aber schon.
ich möchte die diskussion zum anlass nehmen um auf einen meiner lieblingsfilme "madame butterfly" von david cronenberg hinzuweisen, in dem diese themen in einer unter die haut gehenden weise behandelt werden:
die geschichte handelt von einem französischen diplomaten, der sich in eine chinesische opernsängerin verliebt -zumindest denkt er das- in wirklichkeit ist sie (wie in der chinesischen oper üblich) ein mann -und vor allem die darstellerin seiner phantasie der perfekten frau.
"dass song liling (m.butterfly) ein mann ist, ist nicht das entscheidende; woran gallimard zerbricht, ist die erkenntnis, daß er in eine wunschvorstellung verliebt war und von song liling nie zurückgeliebt wurde. cronenberg ist der überzeugung, daß menschliche realität immer auch von wunschvorstellungen geprägt wird."
"cronenbergs interesse für transformation und illusion und dafür, bis zu welchem extremen punkt sich menschen etwas einreden können, an das sie selbst glauben, ist genau die richtige prädisposition für einen stoff wie diesen." david henry hwang
"unsere sexualität ist eine projizierte phantasie", und song liling benützt gallimards wunschvorstellung für ihre eigenen, persönlichen zwecke."
cronenberg: "für gewöhnlich habe ich männer und frauen gleichermassen fasziniert. was ich war und was sie waren spielte dabei keine rolle..."
und song liling: "nur ein mann weiß, was von einer frau erwartet wird."
"ich dachte, es müsse doch sehr interessant sein, einen mann darzustellen, der sich in eine vision verliebt, die so stark ist, daß er es nicht fertigbringt , die wirkliche person hinter der vision zu erkennen. in diesem falle ist die wirkliche person ein mann. aber ich glaube, daß wir sehr häufig in der person, die wir lieben, nur das sehen, was wir am liebsten in ihr sehen wollen. und ich fand es spannend, die frage zu untersuchen, wie wichtig oder unwichtig es eigentlich ist, welches geschlecht der mensch hat, den man liebt." jeremy irons (gallimard)